Quem terra pontus sidera

Venantius Fortunatus ( um 600)

Lateinisch:

Quem terra, pontus, sidera
Colunt, adorant, prædicant,
Trinam regentem machinam
Claustrum Mariæ baiulat.

Cui luna, sol et omnia
Deserviunt per tempora,
Perfusa cæli gratia
Gestant puellæ viscera.

Beata mater munere,
Cuius supernus artifex,
Mundum pugillo continens,
Ventris sub arca clausus est.

Beata cæli nuntio,
Fecunda Sancto Spiritu,
Desideratus gentibus,
Cuius per alvum fusus est.

Iesu, tibi sit gloria,
Qui natus es de Virgine,
Cum Patre et almo Spiritu
In sempiterna sæcula. Amen.

Deutsch:

Den Erde, Meer, Gestirne
verehren, anbeten, verkünden,
den Lenker der dreifachen Weltordnung
trägt der Schoß Marias.

Ihn, dem Mond und Sonne und das All
zu jeder Zeit untertänig ist,
trägt der Jungfrau Schoß,
durchströmt von der Gnade des Himmels.

O Mutter, glückselig infolge des Geschenkes,
in deren Schoß sich einschloß
der himmlilsche Schöpfer, der in seiner
Hand das Weltall hält.

Beglückt durch die Botschaft des Himmels,
vom heiligen Geiste überschattet,
aus deren Schoß hervorging
der von den Völkern Ersehnte.

O Jesus, der du geboren wurdest von der
Jungfrau, dir sei Ruhm
mit dem Vater und dem heiligen Geiste
in alle Ewigkeit. Amen

Deutsch von Adalbert Schulte

fontes

Breviaraium Romanum
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 120ff.

scholia / marginalia

Ad Matutinum in festis Beatae Mariae Virginis
An Marienfesten zur Matutin

Dieser Hymnus ist dem umfangreicheren "Hymnus Beatae Mariae" des Venantius Fortunatus entnommen, und zwar wurden dem ursprünglichen Marienhymnus die erste, zweite, vierte und fünfte Strophe entnommen, wobei das erste Wort der vierten Strophe des "neuen" Hymnus von benedicta zu beata verändert wurde. Für den liturgischen Gebrauch wurde dem Hymnus ferner eine formelhafte Schlussstrophe (Doxologie) angefügt.

Die vollständige Hymne des Venatius Fortunatus lautet folgendermaßen:

Quem terra, pontus, æthera
Colunt, adorant, prædicant,
Trinam regentem machinam
Claustrum Mariæ baiulat.

Cui luna, sol et omnia
Deserviunt per tempora,
Perfusa cæli gratia
Gestant puellæ viscera.

Mirantur ergo sæcula,
Quod angelus fert semina,
Quod aure virgo concepit
Et corde credens parturit.

Beata mater munere,
Cuius supernus artifex
Mundum pugillo continens
Ventris su arca clausus est.

Benedicta caeli nuntio,
Fecunda sancto spiritu,
Desideratus gentibus
Cuius per alvum fusus est.

O gloriosa femina,
Excelsa super sidera,
Qui te creavit provide
Lactas sacrato ubere.

Quod Eva tristis abstulit,
Tu reddis almo germine,
Intrent ut astra flebiles,
Cæli fenestra facta es.

Tu regis alti ianua
Et porta lucis fulgida;
Vitam datam per virginem,
Gentes redemptae, plaudite.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung, I, S. 41)

Aus diesem Hymnus ist für das Brevier ein weiterer gebildet worden, und zwar O gloriosa Virginum, er wurde mit der sechsten, siebten und achten Strophe des ursprünglichen Marienhymnus gebildet, wobei der ursprüngliche Wortlaut der sechsten und siebten Strophe verändert wurde. Für den liturgischen Gebrauch wurde ferner eine formelhafte Schlussstrophe (Doxologie) angefügt.

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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