Crudelis Herodes

Caelius Sedulius (Erste Hälfte des 5. Jahrhunderts)

Lateinisch:

Crudelis Herodes, Deum
Regem venire quid times?
Non eripit moratalia,
Qui regna dat cælestia.

Ibant Magi, quam viderant,
Stellam sequentes præviam:
Lumen requirunt lumine:
Deum fatentur munere.

Lavacra puri gurgitis
Cælestis Agnus attigit:
Peccata, quæ non detulit,
Nos abluendo sustulit.

Novum genus potentiæ:
Aquæ rubescunt hydriæ,
Vinumque iussa fundere
Mutavit unda originem.

Iesu, tibi sit gloria,
Qui apparuisti gentibus,
Cum Patre et almo Spiritu,
In sempiterna sæcula. Amen.

Deutsch:

Grausamer Herodes, was fürchtes du,
dass der König kommt?
Der entreißt nicht iridische Reiche,
der himmlische vergibt.

Die Weisen gingen, folgend dem
vorangehenden Stern, den sie gesehen hatten:
das Licht suchen sie mit Hilfe des Lichtes:
sie bekennen Gott durch Geschenke.

Das himmlische Lamm empfing
das Bad der reinen Flut,
und reinwaschend nahm es hinweg die
Sünden, die es an sich nicht trug.

Eine neue Wirkung seiner Allmacht:
Die Wasser des Kruges röten sich, und die
Woge ändert ihre ursprüngliche Beschaffenheit
auf den Befehl, sich als Wein zu ergießen.

Jesus, dir sei die Ehre,
der du den Völkern erschienen bist,
zugleich mit dem Vater und dem heiligen Geist
in alle Ewigkeit. Amen.

 

Deutsch von Adalbert Schulte

fontes

Breviaraium Romanum
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 143ff.

scholia / marginalia

Ad Vesperas. In Epiphania Domini

Zur Vesper am Fest der Erscheinung des Herrn

Die Strophen dieses Hymnus stammen wie jene acht von „A solis ortus cardine“ aus dem „Hymnus de vita Christi“ des Caelius Sedulius. Jede Strophe des „Hymnus de vita Christi“ beginnt mit einem Buchstaben des Alphabets (Abcdarium, abcdarisch), und zwar in der Reihenfolge desselben (ABCD ..., ohne W).

In der Fassung des Breviers werden die Strophen acht (H), neun (I), elf (L) und dreizehn (N) übernommen, an die zu liturgischen Gebrauch eine formelhafte Schlussstrophe (Doxologie) angefügt wurde.

Der Anfang der neuen ersten Strophe

Hostis Herodes impie,
Christum venire quid times?

wurde zu

Crudelis Herodes, Deum
Regem venire quid times?

verändert; auch in den andern Strophen finden sich Abweichungen gegenüber dem Original.

In der ursprünglichen Fassung lautet der zweite Vers der zweiten Strophe:

Ibant Magi, qua venerant,

und die dritte Zeile der dritten Strophe

Peccata, qui mundi tulit.

(vgl. Guido Maria Dreves, Clemens Blume, I, S. 29ff. und Henry Spitzmuller, S. 220, Anm. 87 und S. 1699f.)

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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