Vexilla regis prodeunt

Venantius Fortunatus (530/40 – um 600)

Lateinisch:

Vexilla regis prodeunt,
Fulget crucis mysterium,
Quo carne carnis conditor
Suspensus est patibulo.

Confixa clavis viscera
Tendens manus, vestigia,
Redemptionis gratia
Hic immolata est hostia.

Quo vulneratus insuper
Mucrone diro lanceae,
Ut nos lavaret crimine,
Manavit unda et sanguine.

Impleta sunt, quæ concinit
David fideli carmine
Dicendo nationibus:
Regnavit a ligno Deus.

Arbor decora et fulgida,
Ornata regis purpura,
Electa digno stipite
Tam sancta membra tangere.

Beata, cuius brachiis
Pretium pependit saeculi,
Statera facta est corporis
Prædam tulitque tartari.

Fundis aroma cortice,
Vincis sapore nectare,
Iucunda fructu fertili
Plaudis triumpho nobili.

Salve, ara, salve, victima,
De passionis gloria,
Qua vita mortem pertulit
Et morte vitam reddidit.

O crux, ave, spes unica,
Hoc passionis tempore,
Piis adauge gratiam
Reisque dona veniam

Te, summa Deus Trinitas,
Collaudet omnis Spiritus,
Quos per crucis mysterium
Salvas, rege per saecula.

Deutsch:

Des Königs Fahnen ziehen voran,
es erglänzt das Geheimnis des Kreuzes,
da der Schöpfer des Fleisches
im Fleische ans Kreuz geheftet wurde.

Den Leib mit Nägeln durchbohrt,
Hände und Füße ausgestreckt,
wurde um der Erlösung willen
hier das Opfer hingeschlachtet.

Der überdies verwundet wurde
Durch die grauseme Spitze der Lanze;
Um uns von Vergehen reinzuwaschen,
floss Wasser und Blut.

Erfüllt hat sich, was David
in glaubwürdigem Liede gesungen,
indem er den Völkern verkündigte:
vom Holze herab herrscht Gott.

O herrlicher und ausgezeichneter Baum,
geziert mit dem Purpur des Königs,
auserwählt, mit würdigem Stamme
so heilige Glieder zu berühren.

Glückseliger, an dessen Ästen
Der Lösepreis der Welt hing;
Zur Waage des Leibes ist er geworden,
und er entriss die Beute der Hölle.

Wohlgeruch verströmst du aus deiner Rinde,
du übertriffst den Geschmack des Nektars,
erfreut, fruchtbare Frucht zu tragen,
spendest du Beifall diesem edlen Triumph.

Sei gegrüßt, Altar, sei gegrüßt, Opfer,
aus dem Ruhm des Leidens,
in dem das Leben den Tod ertrug
und durch den Tod das Leben wieder gewann.

Sei gegrüßt, o Kreuz, einzige Hoffnung,
in dieser Zeit des Leidens
vermehre den Frommen die Gnade
und Sündern tilge die Vergehen.

Dich, Gott, höchste Dreifaltigkeit,
soll loben jeglicher Geist
und die du durch das Geheimnis des Kreuzes
rettest, herrsche in alle Ewigkeit.

Ediert nach verschiedenen Übersetzungen

fontes

Breviaraium Romanum
Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 38
Adalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 157ff.

scholia / marginalia

Ad Vesperas Dominicae Passionis
Zur Vesper am Passionssonntag

Die 14 Sept. In Exaltatione S. Crucis
14. September. Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes

Die berühmte Hymne des Venantius Fortunatus zu Ehren des heiligen Kreuzes wurde erstmals am 19. November 568 gesungen, als anläßlich der Einweihung einer Kirche in Poitiers in einer Prozession ein Kreuzespartikel mitgetragen wurde.

In der Fassung für den liturgischen Gebrauch wurden drei Strophen weggelassen, und zwar die zweite, sechste und siebte, andererseits wurden die letzten beiden später hinzugefügt. Zudem sind in der liturgischen Fassung weitere, kleinere Veränderungen zu verzeichnen.

Die erste, neunte und letzte Strophe dieses Hymnus ist von Anton Bruckner vertont worden.

metrum

Versmaß: ambrosianisch (metrum ambrosianum), akatalektische iambische Dimeter, anstelle der Iamben können an erster und dritter Stelle auch Spondäen und Anapäste stehen (vgl. Aldalbert Schulte, Die Hymnen des Breviers, S. 9f.).

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