Tuba Domini

Petrus Abaelardus (1079 – 1142)

Lateinisch:

Tuba Domini, Paule, maxima,
De cælestibus dans tonitrua,
Hostes dissipans cives aggrega.

Doctor gentium es præcipuus,
Vas in poculum factum omnibus,
Sapientiæ plenum haustibus.

Mane Beniamin prædam rapuit,
Escas vespere largas dividit,
Vitæ ferculis mundum reficit.

Hic rhinoceros est indomitus,
Quem ad aratrum ligans Dominus
Glebas vallium frangit protinus.

Perpes gloria regi perpeti,
Exercituum Christo principi,
Patri pariter et spiritui.

Deutsch:

Paulus, Tuba des Herrn von starkem Schall,
Der vom Himmel du tönst mit Donnerhall,
Scheuch die Feinde, die Bürger sammele all’.

Du zum Lehrer der Völker bist gesetzt,
Zum Gefäße der Gnad’, das alle letzt,
Das der ewigen Weisheit Spende netzt.

Morgens Benjamin aus nach Beute eilt,
Abends reichlich die Beute er verteilt,
Und die Welt mit des Lebens Brote heilt.

Gleich dem Nashorn er ist in Wut entbrannt,
An den Pflug indes schirret ihn Gottes Hand.
Und die Scholle er bricht und pflügt das Land.

Ew’ge Ehre sei, Herr der Ewigkeit,
Christe, König der Engel, dir geweiht
Mit dem Vater und Geist zu jeder Zeit.

Deutsch von Guido Maria Dreves (1854 – 1909)

fontes

Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern. Kempten, München 1908, S. 171 und S. 93

scholia / marginalia

In Conversione S. Pauli Apostoli
Bekehrung Pauli

"Abälard ist einer der wenigen mittelalterlichen Dichter, die uns ein ganzes Hymnar geschenkt haben, noch dazu ein sehr reichhaltiges, das auch fast vollständig bis auf unsere Tage gekommen ist. Zum Abte von Saint-Gildas zu Rhuys in der Bretagne erwählt (1126) schenkte er seiner einstigen Geliebten Héloise, die aus ihrem Kloster Argenteuil vertrieben war (1127), das von ihm gegründete Paraklet, woselbst sie 1129 eine Abtei errichtete, der sie bis zu ihrem Tode vorstand. Für dies Kloster Paraklet nun und für seine Héloise hat Abälard sein in drei Bücher gegliedertes Hymnarium geschrieben. Das erste Buch enthält die Ferialhymnen, das zweite die Feste des Herrn, das dritte die Feste der Heiligen. Die Form dieser Hymnen zeigt nicht jene Glätte und Vollendung, der wir von nun an begegnen werden, und der Inhalt ruft uns mehr denn einmal das Bild des Gelehrten, nicht das des Dichters vor die Seele. Es hat der Sache augenscheinlich geschadet, daß das ganze Hymnar nicht nach und nach in Weihestunden entstand und zusammenkam, sondern auf einmal, wie auf Bestellung gearbeitet werden mußte. Dennoch bleibt es als Ganzes eine hervorragende und einzigartige Leistung. Nicht nur, daß die neuen Formen, die Abälard in die Hymnendichtung einführt, unser lebhaftes Interesse erwecken, auch inhaltlich ist manches schön und geeignet zu erheben. Als ein charakteristisches Beispiel seiner Dichtungsart können wir den Hymnus auf Pauli Bekehrung hier einfügen." Guido Maria Dreves, Die Kirche der Lateiner in ihren Liedern. Kempten, München 1908, S. 92.f.

metrum

 

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