In festo B. Matris Teresiae a Calcutta

Ioannes Georgius Bertram

Lateinisch:

Spes redit mæstis, abit angor ægris,
pulvere occumbens plateæ misellus
Angeli sentit manibus levata
tabida membra.

Orphani risum reparant leprosi
rebus adversis animæ salutem,
eripi a quæstu maculante gaudet
femina pauper.

Indiæ plebis miseræ meserti
Angeli cunæ Scopiæ fuere,
rore Calcuttam, rosa, tu reples, o-
dore, Teresa.

Caritas pulsa fame fert sitique
in suis sensus teneros canistris
pauperi cuivis, facies fit omnis
altera Christi.

Prosperam Europam saturamque pane!
heu! magis veri sitientem amoris:
cordium frigus superat tuas res,
India, tristes.

Voce quæ clara memoras, Teresa,
frigoris causas: egoismum atrocem,
lugubrisque irreligionis acta
nescia morum,

Hosque divina sine lege fructus:
tædium vitæque odiumque, abortum,
clericos lapsos, sale marcidoque
far vitiatum,

Mater o quanti fueras labanti
sæculo deliriaque excoquenti:
In Deo solo tua condita alta
tecta fuerunt!

Summa, per Sanctam, Trias, accipe istam,
quæ precum fisa est lacrimantium vi,
supplici nostra prece cum pusilla
iubila grata! Amen.

Deutsch:

Hoffnung schöpfen Traurige, bei den Kranken
flieht die Angst. Der Sterbende auf der Straße
fühlt, wie seine siechen, verfaulten Glieder
Engelhand aufhebt.

Waisenkinder lernen zu lachen, tief im
Elend heilt dem Aussätzigen die Seele.
Loszukommen freut sich vom Sündenlohne
manche Verlorne.

Jenes Engels Wiege, der sich der Ärmsten
Indiens erbarmt, stand im fernen Skopje.
Duft und Tau der Rose, Teresa, sprengst du
rings durch Kalkutta.

Mit dem Hunger, den es vertreibt, dem Durst auch,
trägt sein Zartgefühl jenes Herz voll Liebe
mit im Brotkorb, wird jedes Ärmsten Antlitz
Spiegelbild Christi.

Glückliches Europa, das voll und satt ist,
aber –ach!- nach wahrhafter Liebe schmachtet,
wo die Herzenskälte das Elend Indiens
weit überbietet!

Klar und deutlich nennst du die wahren Gründe
für den Frost der Herzen, Teresa: schnöde
Ichsucht, Taten, gottlosen, sittenlosen
Wohllebens Früchte;

weitre, wo man göttlicher Satzung spottet:
Lebensekel, Lieblosigkeit und Kindsmord,
lauer Klerus und, da das Salz selbst schal ward,
fade der Teig auch.

Mutter, unersetzliche für dies kranke
Hundertjahr voll Wahnwitz und Selbstvergötzung,
da das Haus, das du da gebaut, allein in
Gott seinen Grund hat!

Höchste Dreiheit, nimm unsern Dankesjubel
an durch diese Heilige, ihr Vertrauen
auf Gebet nur, das unter Tränen aufsteigt,
schwach wie’s auch sein mag!
Amen.

Deutsch von Hans Jürgen Bertram

 

fontes

Ioannes Georgius Bertram (Hansjürgen Bertram), Hymnarium Suppletivum. Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt. 2009, S. 45

Die Übertragung dieser Hymne hat der Verfasser selbst vorgenommen.

Das "Hymnarium Suppletivum" ist beim Verfasser erhältlich (Preis Euro 8,00 plus Versandkosten): Hansjürgen Bertram, Leyler Weg 21, 56656 Brohl-Lützing

Weitere Hymnen mit deutschen Übersetzungen auch in:

Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 2, S. 197 - 204, Teil 1
Una voce-Korrespondenz 41 (2011), Heft 3, S. 275 - 286, Teil 2

Scholia / Marginalia

Gedenktag der Seligen ist der 5. September.

Bei der Veröffentlichung der beiden Hymnen "O gente felix hospita" und "O lux beata caelitum" von Papst Leo XIII. (1810 – 1903), die zu den jüngsten Hymnen im Breviarium Romanum gehören, wurden diese hier im "Hymnarium" als ein eindrückliches Beispiel dafür genannt, dass auch in neuerer Zeit kirchliche lateinische Hymnendichtung nicht nur denkbar, sondern möglich ist, selbst im Schatten scheinbar übermächtiger Vorbilder.

Hintergrund dieser Feststellung war die Erwartung, dass irgendwann eine Besinnung auf die ehrwürdige lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Liturgie erfolgen möchte, welche das Konzil ausdrücklich gewünscht hat und die noch immer die offizielle Kirchensprache ist (cf. Apostolische Konstitution "de latinitatis studio provehendo" Veterum sapientia von Papst Johannes XXIII. sowie das Motu proprio Latina Lingua von Benedikt XVI.)

Nun hat rund hundert Jahre nach dem Tod von Papst Leo XIII. Hansjürgen Bertram eine grössere Zahl beeindruckender Hymnen in lateinischer Sprache vorgelegt (2009), die im Breviarium Romanum "fehlen" (Hymni sacri qui in Breviario Romano desunt).

Papst Benedikt XVI. scheint von diesen Hymnen, als sie ihm vorgelegt wurden angetan gewesen zu sein, verfügte er doch, wie aus einem Brief des Secretaria Status. Sectio pro generalibus negotiis vom 20. Oktober 2009 hervorgeht, dass sie der "Heiligen Kongregation für den Gottesdienst" vorgelegt würden (Quod attinet ad hymnarium vel hymnorum novorum collectionem, Congregationi Pro Cultu Divino exemplar Tuum Ipse proponere dignabitur diligenti iudicio perpendendum, si qui Breviario translaticio queant inseri, potissimum quos in honorem Sanctorum novorum panxisti, quod tamen ne praeveniatur, enixe commonet.).

In Zeiten allerdings, da den Vertretern der Kirche der Sinn für sakrale und liturgische Sprache ab-handen gekommen ist, da es ihnen förmlich die Sprache verschlagen hat, sie nicht in der Lage sind die lateinische Rücktrittserklärung des Papstes zu verstehen und sie Zuflucht zum Jargon der Strasse nehmen, besteht wenig Hoffnung, dass eine solche Kongregation den Schatz erkennt, der ihr zugeleitet wurde und in ihm ein Beispiel und Vorbild erkennt, um die Sprachlosigkeit zu überwinden.

Der Verfasser der lateinischen Hymnen hat einige von ihnen unter Beibehaltung der metrischen Form in die deutsche Sprache übertragen, und es ist vorgesehen, dass weitere Übersetzungen folgen.

as Spektrum dieser "neuen" Hymnen ist erstaunlich groß und vielfältig; es reicht von Heiligen wie Ephräm dem Syrer, Augustinus, Bonifatius, Bernhard von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen bis zu Thomas Morus, Paulus Miki von Nagasaki, dem Pfarrer von Ars, zum seligen Kardinal John Henry Newman und den Heiligen neuerer Zeit wie Maria Goretti, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Maximilian Kolbe und Edith Stein.

Auch eine Hymne auf Papst Pius XII., desssen Seligsprechungsverfahren eingeleitet ist und dessen Gedenken dieser kleine Band gewidmet ist (Beatae memoriae Sanctitatis suae Pii Papae XIIi Pontificis Maximi Regiminis pro temporum adversatibus Fausti et benedicti) liegt vor.

Mutter Teresa, mit bürgerlichem Namen Anjezë Gonxha Bojaxhiu (geboren am 27. August in Üsküb (Skopje), gestorben am 5. September 1997 in Kalkutta) erhielt ihre Schulbildung in ihrer Heimat, trat anschließend ins Noviziat der "Schwestern der Jungfrau von Loreto" ein, erhielt dann in Irland die Ausbildung als Missionarin und wurde alsbald nach Bengalen entsandt. In Kalkutta, wo sie zuerst als Lehrerin, dann als Leiterin einer Mädchenschule tätig war, legte sie 1937 ihre Gelübde ab.

Ab 1946 lebte sie in den Slums von Kalkutta unter den Armen. Sie empfand es als ihre Berufung, Waisen, Obdachlosen, Kranken und Sterbenden zu helfen. Im Rahmen dieser Tätigkeiten erfolgte die Gründung der "Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe", die vom Papst anerkannt wurde.

1979 erhielt sie den Friedensnobelpreis; in ihrer Dankesrede prangerte sie die Abtreibung an und plädierte für den Schutz des ungeborenen Lebens. Nach ihrem Tode wurde sie, der "Engel der Armen" am 13. September 1997 in Kalkutta mit einem Staatsbegräbnis geehrt.

Heute gehören den "Missionarinnen der Nächstenliebe" mehr als 3000 Ordensschwestern an, die in über 750 Häusern in etwa 14o Ländern ihren selbstlosen und aufopfernden Dienst tun.

Mutter Teresa wurde am 19. Oktober 2003 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

metrum

Versmaß: sapphische Strophe

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