O quam felix dies iste

Anonym

Lateinisch:

O quam felix dies iste,
In quo nomen tuum, Christe,
Declaratur dulciter,

Præsul dignus dum Narcissus
A te cælitus est missus
Augustum feliciter.

Hic ad Afram dum intrabat,
Impudicum hunc putabat
Colens deam Venerem;

Sed vir Dei hanc reduxit
Cum puellis et instruxit
Vera fide celerem.

Satan cedens clamitabat,
Totis pelli eiulabat
Suis cum sodalibus;

Afra crevit cum cognatis
Illustrata veritatis
Luce stans vitalibus.

Propter Christum concremata
Hinc et palma coronata
Gaudens nunc perenniter

In amplexa veri Dei,
Nos attende, nam et rei
Te vocamus iugiter.

Nunc pro nobis deprecare,
Ne nos mergat fallax mare
Hostis, mundi, corporis,

Sed post huius finem vitæ
Dicat nobis rex Venite
Pace frui ætheris.

deutsch:

O wie glückselig ist dieser Tag,
an dem dein Name, Christus,
in Liebe verkündet wird

und an dem der würdige Bischof
Narcissus von dir vom Himmel her
nach Augsburg gesandt wurde.

Als dieser bei Afra einkehrte,
hielt sie ihn, da sie der Liebesgöttin
Venus diente, für einen Freier;

aber der Mann Gottes bekehrte und
unterrichtete sie und ihre Gespielinnen
schnell im wahren Glauben.

Weichend schrie Satan laut auf
und heulte vor Wut, da er mit
seinen Gefährten vertrieben wurde.

Im Lichte der Wahrheit stehend,
wurde Afra erleuchtet und wuchs
mit ihren Gefährtinnen heran.

Die um Christi willen verbrannt
und mit der Palme gekrönt wurde,
freut sich nun ewiglich

in der Umarmung des wahren Gottes;
schau her auf uns, denn die
Schuldbeladenen rufen dich beständig an.

Bitte jetzt für uns, dass uns nicht
das trügerische Meer des Feindes,
der Welt, des Körpers verschlinge,

sondern dass der König uns am Ende
dieses Lebens sagen möge „Kommet“,
um den Frieden des Himmels zu geniessen.

Deutsch von René Strasser

fontes

Analecta Hymnica medii aevi. Herausgegeben von Clemens Blume und Guido Maria Dreves. XLIV. Sequentiae ineditae. Liturgische Prosen des Mittelalters aus Handschriften und Frühdrucken. Neunte Folge herausgegeben von Clemens Blume. Leipzig 1904, S. 27f.

scholia / marginalia

De sancta Afra
Von der Heiligen Afra

Gedenktag der Heiligen ist der 7. August.

Die Sequenz ist in einem augsburgischen Missale aus dem 14. Jahrundert überliefert.

Die überlieferten Angaben zum Leben der heiligen Afra stammen aus der Welt der Legende. "Eine Insel, genannt Cypern, die ist gelegen in dem östlichen Meer, und ist gar lustbar und reich an Wein und Korn und anderen Früchten. In der war vor Zeiten ein heidnischer König, edel von Geschlecht und mächtig an Ehr und Gut, der hätt von seiner Hausfrauen Hilaria ein einige Tochter, die hieß Affra. Der selbe König hätt versprochen, seinen Streit zu tun mit dem König aus einer andern Insel, in dem Streit ward er erschlagen und sein Volk sieglos.

Da hub sich seine Hausfrau Hilaria auf mit samt ihrer Tochter und all ihrem Geschlecht, Mannen und Weiben, und flohen gen Rom. Da kauften sie liegende Güter, wann sie hätt im Willen, ihr Lebtag da zu bleiben. Zu den Zeiten ehret man zu Rom viel Abgötter, u nter denen war ein Abgott, genannt Venus. Nun wöllt Hilaria sich die Götter gnädig machen, und opfert ihre Tochter Affra dem Abgott Venus und meinet, daß sie und ihr ganzes Geschlecht darvon söllten viel Glücks erlangen. Und dem Abgott Venus dienet man mit Unkeuschheit und unreinem Leben, also, je mehr eine Männer hätt, desto genehmer sie dem Abgott wurde. Nun geschah es, daß sie Gott bekehren wöllt, und sendet ihr eine Stimm bei Nacht, die sprach : 'Affra, stand auf, und gang in eine Stadt in deutschem Land, heißet Augsburg im Schwabenland. Dar söllst du werden eine künftige Königin.' Die Stimm höret sie zu drei malen, das saget sie ihrer Mutter. Des waren sie froh, und vermeinten, wieder zu königlichen Ehren zu kommen. Und verkauften all ihre Güter und fuhren ins deutsche Land gen Augsburg in das Ries. Da sie nun gen Augsburg kamen, da kauften sie wiederum liegende Güter, Dörfer und Höfe allenthalben um die Stadt Augsburg und hielten sich nach adeligen Sitten. Da wohnet Affra mit dreien Gespielen mit einander, aber Hilaria wohnet in einer sondern Herberg."
(Der Heiligen Leben und Leiden, anders genannt das Passional. Zweiter Band: Sommerteil. Leipzig 1913, S. 299)

D. Heilige auf dem ScheiterhaufenWährend der diokletianischen Christenverfolgung kehrt Bischof Narzissus mit seinem Diakon Felix unwissend in das Haus der Afra ein. Das Tischgebet des Bischofs beim Nachtmahl, das Afra ihm vorsetzt, beeindruckt sie so sehr, dass sie sich von ihm bekehren lässt. Mit ihr werden auch ihre Mutter Hilaria und ihre Gespielinnen Digna, Eumenia und Euprepia getauft. Im Zuge der sich ausbreitenden Christenverfolgung wird Afra verleumdet und, wie sie sich weigert, den Göttern zu opfern, zum tode verurteilt und auf dem Lechfeld verbrannt. Als die Mutter und die drei Gespielinnen das Opfer ebenfalls verweigern, werden auch sie hingerichtet.

"Und also geschah es, daß an dem Tag, als Sankt Affra begraben ward, auch ihre Mutter und ihre drei Gespielen die Kron der Marterer empfangen haben."

Die erste Erwähnung der Afra findet sich in der Martin-Vita, des Venantius Fortunatus: "... wenn es dir möglich ist, die wilden Flüsse zu überqueren, so dass du bequem über den Rhein und die Donau gelangst, kommst du nach Augsburg, wo die Wertach und der Lech fließen. Hier wirst du die Gebeine der heiligen Märtyrin Afra verehren."
(zitiert nach: Monika Prams-Rauner, Hymni de sancta Afra. Hymnen an die heilige Afra. Lateinisch und deutsch. Augsburg 2004, S. 7)

Die heilige Afra ist die Schutzpatronin der Stadt und des Bistums Augsburg. Ihr Fest wird am 7. August gefeiert. Angerufen wird sie von reuigen Freudenmädchen und Büßerinnen.

metrum

Sechszeilige Doppelstrophen, bestehend aus je zwei dreizeiligen Halbstrophen, die durch den Reim zur sechszeiligen Strophe zusammengebunden werden.
 Reimschema: aab ccb.

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