Magnus Felix Ennodius

Bischof von Pavia (* 473/474 – † 521)

Ennodius, durch seine Geburt einer angsehenen Familie des südlichen Galliens angehörend, erblickte 474 zu Arles das Licht der Welt. Wir erfahren von ihm, daß seine Mutter Camilla hieß. Frühzeitig kam er nach Italien, bildete sich zum Rhetor aus, verlobte sich, entsagte aber der Braut, um in den geistlichen Stand zu treten. Er ward in der Folge (Erz-)Diakon von Mailand unter dem Bischof Laurentius und später (513 oder 514) Bischof von Pavia. Als solcher ging er zweimal (515 und 517) im Auftage des Papstes Hormisdas als Gesandter nach Byzanz an den Hof des Kaisers Anastasius. Er starb schon 521.

Unter den Gedichten des Ennodius befindet sich auch eine Reihe von Hymnen, zwölf an der Zahl. Es kann nicht wohl einem Zweifel uterliegen, daß er dieselben als Diakon der mailändischen Kirche und zu dem ausgesprochenen Zwecke verfaßt hat, sie in der mailändischen Liturgie neben den Hymnen des großen Ambrosius verwandt zu sehen. Dies beweist der Umstand, daß er vorwiegend mailändische Heilige feiert und, wie schon Biraghi scharfsinnig beobachtet hat, nur solche Feste und Anlässe mit Hymnen bedenkt, die nicht schon von Ambrosius mit solchen bedacht waren. Er hat diesen Zweck nicht erreicht. Seine Hymnen sind in die mailänidsche Litrugie nicht aufgenommen worden und sind auch außerhalb Mailands nur spärlich in Gebrauch gekommen. Als ein Ganzes finden sie sich ausschließlich in der Brüsseler Handschrift 9845-47 (saec. 9) überliefert. Ausgaben von Hartl (Wien 1882) und Vogel (Berlin 1885).

Auch inhaltlich wie formell schließt sich Ennodius an sein großes Vorbild an, ohne indes der Eigenart völlig zu entraten. So zeigt er eine viel weitergehende Vorliebe für Enjambement und verleugnet nirgends den echt gallischen Geschmack an der Antithese. Seine Hymnen zählen wie die des Ambrosius stets acht Strophen und bewgen sich, eine Ausnahme abgerechnet, wie jene in jambischen Dimetern.

Daniel legt in seinem Thesaurus hymnologicus I, 151ff., angeblich nach dem Vorgange des Thomasius, dem Ennodius noch vier andere Hymnen bei, die sich im mozarabischen Breviere finden. Weder dieses noch auch Thomasius bezeichnen indes Ennodius als Verfasser, sondern der Urheber des Thesaurus fällt demselben Irrtume zum Opfer, dem er auch bezüglich der Hymnen des Hilarius verfallen, ganz in der Weise, wie sie Anal. hymn. XXVII, 50f. beschrieben ist. Thomasius schreibt tatsächlich nur den Hymnus „Nigrante tectum pallio" dem Ennodius zu.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil, S. 32f.)

 

Literatur

Ennodius. - Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper u.a., Freiburg i.Br., Basel, Rom, Wien. Bd. 3. Dämon bis Fragmentenstreit. - 3., völlig neu bearb. Aufl. 1995, Sp. 677f.

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