Bernhard

Abt von Claivaux ( † 1153)

Aus adeligem Geschlechte, 1090 zu Schloß Fontaine bei Dijon geboren, studierte Bernhard, von seiner Mutter Aleth de Montbart zum geistlichen Stande bestimmt zu Châtillon-sur-Seine und trat 1112, zweiundzwanzig Jahre alt, mit dreißig Genossen, unter denen sich sein Oheim Gaudrich und vier seiner Brüder befanden, unter dem Abte Stephan Harding zu Citeaux in den neugegründeten Cisterzienserorden. Im Jahre 1115 zog er mit zwölf Mönchen aus und gründete das Kloster Clairvaux (Clara Vallis), das unter seiner Leitung bald das Mutterkloster von Citeaux zu verdunkeln begann. Das öffentliche Leben Bernhards, seine Beziehungen zu den geistlichen und weltlichen Großen der Zeit, sein Einfluß auf den Gang der kirchlichen wie politischen Ereignisse der Zeit, seine Anteilnahme an der Kreuzpredigt, sein Eingreifen in die dogmatischen und philosophischen Kontroversen seiner Tage, seine Kämpfe mit Petrus Aälard, mit Arnold von Brescia, mit Heinrich von Lausanne, mit Peter von Bruys, seine Fehde mit den Cluniacensern, seine umfangreiche literarische Tätigkeit, seine rhetorische Begabung, seine Bedeutung für die spekulative wie für die mystische Theologie seines Zeitalters wie der nachfolgenden Jahrhunderte, alles Gegenstände, die ein Leben Bernhards schildern, eine so kurze Skizze desselben aber, wie sie hier verlangt wird, unmöglich vertiefen kann, seien nur mit einem Worte erwähnt. Bernhard starb zu Clairvaux den 20. August 1153. Den 18. Januar 1174 erfolgte seine Heiligsprechung. Die beste Biographie Bernhards ist die von Vacandard (3. Aufl., Paris 19049).

Buchmalerei aus dem 13. Jh.Es gibt gewiß nicht viele Dichter, die weniger und schlechter gedichtet hätten und dabei mehr gepriesen und bewun­dert worden wären als Bernhard. Das spätere Mittelalter und kritiklose Nach­beter desselben gefielen sich darin, aus dem reichen Bestande der sog. Adespota eine ganze Reihe mehr oder minder hervorragender Hymnen und Reimgebete, ich erinnere beispiels­weise nur an das bekannte Dulcis Iesu memoria, Bernhard zuzuschreiben. Die eingehenden Untersuchungen Hauréaus, Des Poèmes Latins, attribués à Saint Bernard, Paris 1890, haben hierin gründlichen Wandel geschaffen. Wir besitzen von Bernhard nur vier Hymnen, deren Autenthie über jeden Zweifel erhaben ist, drei auf den hl. Viktor, einen auf den hl. Malachias von Armagh. Sie zeigen uns den großen Rhetoriker als einen in der Erfindung nüchternen, in der Empfindung frostigen, in der Form unbeholfenen Poeten. Diese echten Hymnen Bernhards sind die beste Bestätigung des negativen Reslutates Hauréaus.

(Guido Maria Dreves, Clemens Blume, Ein Jahrtausend Lateinischer Hymnendichtung. Erster Teil. Leipzig 1909, S. 237f.)

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